Wenn unsere Schatten größer werden als wir selbst.
Annäherung an das Wesen von (psychischen) Erkrankungen am Beispiel von Suchtverhalten
Vor Kurzem sprach ich auf YouTube über meinen Weg aus dem Suchtverhalten (Link). Den größten Teil meines Lebens habe ich unter anderem gegen verschiedenartige Essstörungen gekämpft. Erst, als ich den Kampf aufgab und mich mir selbst zuwandte, verlor der Suchtdruck an Kraft, bis er letztlich verschwand.
Heute kann ich diese inneren Räume betreten, mich darin umsehen und in der Rückschau noch einmal ganz anders nachvollziehen, was das Wesen dieser starken Energien ist, die da in mir walteten.
Der Kampf
Lange, lange Jahre habe ich mich bemüht, mein Essverhalten zu normalisieren, zu disziplinieren und zu kontrollieren. Ein Aspekt, den vielleicht jeder kennt, der schon mal von einem Suchtverhalten betroffen war – oder sich einfach wünscht, ein eingefahrenes Verhalten ändern zu wollen, ist das Gefühl zu versagen. Offensichtlich schlicht zu doof oder zu faul zu sein. Es ist doch nur Essen, das kann jedes Kind! Ich weiß doch, wie es geht! Also bleibt nur die Erklärung, zu dumm oder zu schwach zu sein. Oder eben, etwas «nachsichtiger» mit sich selbst: Die Sucht ist stärker als ich.
Welch zerschmetternde Erkenntnis. Da ist etwas anscheinend in mir, das stärker ist als ich. Das immer einmal schlauer ist als ich, das mich und meinen Willen in die Knie zwingt. Das mir immer und immer wieder beweist, dass ich es nicht kann. Egal mit wie viel Mut, Willen und Anlauf ich es versuche. Tag für Tag. Es übernimmt meine Entscheidungen, mein Handeln und mein Denken. Ich will das nicht, es soll weg! Ich will nicht aufgeben, das wäre ja das größte Versagen. Also kämpfe ich weiter gegen diesen Dämon…
Doch wenn ich den Mut habe, genau hinzuschauen, erkenne ich, dass das, wogegen ich verliere, auch ich bin.
Einigen mag diese Aussage vielleicht im ersten Moment widerstreben. Vielleicht habt ihr auch gelernt, dass man sich nicht mit der Erkrankung identifizieren soll, aber letztendlich hat genau das mir geholfen. Mir wirklich bewusst zu machen, dass ich nicht dumm bin oder schwach, sondern etwas in mir, ein Teil von mir «einfach» einen noch stärkeren Antrieb hat.
Zu begreifen, dass die Sucht auch ich bin, also mit meiner eigenen Intelligenz agiert und ich gegen mich selbst kämpfe und sobald ich gewinne auch zugleich verliere, hat Türen geöffnet. Erst dann konnte ich mich auch in den Schatten wagen, reinfühlen und verstehen lernen, was ihn antreibt. Dafür musste ich natürlich in erster Linie akzeptieren, dass die Situation ist, wie sie ist und genau damit schon die Waffen niederlegen. Gegen etwas zu kämpfen bedeutet hingegen, es abzuwehren und nicht zu akzeptieren.
Akzeptanz und Kontakt
In der Akzeptanz kann ich mich dann fragen, was mir dieses Verhalten bringt. Zuvor, in der Ablehnung und Verleugnung, würde die Antwort beispielsweise lauten: Gar nichts! Ich will das ja nicht!
Als ich mich aber näher heran traute, erkannte ich doch auch eine Reihe an positiven Auswirkungen, wie zum Beispiel Beruhigung, Trost, Belohnung, Bestrafung oder Betäubung. Auch eine nicht zu unterschätzende Sicherheit durch die Gewohnheit erfuhr ich. In dieser – man kann sagen – Form von Beziehung erfuhr ich tatsächlich zum Teil wertschätzende Gefühle und nicht zuletzt Schutz. Und da nähern wir uns dem Kern. Schutz wovor? Wenn dieses Verhalten ein Teil von mir ist und stärker ist als ich, geht es neben dem Benefit für mich – den bewussten Teil meiner selbst – darum, herauszufinden, was den unbewussten Teil in mir antreibt.
Warum ist es für mich sicherer, dieses Verhalten auszuüben? Wovor habe ich eigentlich Angst? Welchem Gefühl oder Gedanken entspringt diese dominante Energie? Was wird bewacht? Da ich es bin, liegt die Antwort in mir.
Wer mir hier auf Substack oder auf YouTube schon eine Weile folgt, weiß, dass meine Reise eine Reise durch die Gefühlswelten ist. Dass es also nicht genügte, sich die Antworten auf obige Fragen auf rationaler Ebene zu erschließen, sondern sich auch auf den Weg zu ihnen zu machen.
Auch und gerade wenn es das Fühlen oder die Gedanken an sich sind, die einen zunächst fürchten, wird sich auf dem Weg des Fühlens immer deutlicher herauskristallisieren, dass sich der dunkle Bereich stets verkleinert und der helle, eroberte Bereich größer wird. Das bedeutet, dass wir die eigentliche Angst und die zugehörige(n) Wunde(n) samt Überzeugungen immer weiter eingrenzen können.
Der Kern – Im Kleinen wie im Großen
Früher lebte ich in einem Zustand diffuser Angst. Es war also gar nichts mehr lokalisierbar, sodass mein Nervensystem auf Daueralarm war. Alles machte Angst. Alles verursachte Stress. Und ich meine alles: Einkaufen, Verabredungen, Menschenkontakt, kein Menschenkontakt, arbeiten, Sport, Telefonate, Emails, Termine, der Tag, die Nacht... Meine normale Stresslinie, wie es die meisten Grenzgänger erleben, war im ruhigsten Zustand ein Stresslevel von mindestens dreißig von hundert. Normal sollte er natürlich bei Null sein.
Auch der Ausdruck über die Essstörungen zeigte eine recht verstrickte Problematik. Ein Anteil in mir wollte eigentlich so gut wie gar nichts mehr essen, ein anderer, der stärkere, wollte möglichst viel essen, um sich zu beruhigen. Irgendwann sah ich diese wortwörtliche Zerreißprobe vor meinem inneren Auge, wie zwei riesige dunkelgraue Schatten. Einer links von mir, der andere rechts und über meinem Kopf stritten sie. Ich saß zwischen den Stühlen und das über zwanzig Jahre. Sie beide hatten starke Antriebe für das, was sie von mir wollten. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob mein Körper überhaupt in der Lage dazu war, sich komplett zu entspannen. Er kann.
Diesen dunklen Bereich, ich glaube, den haben auch andere. Nicht in dem Ausmaß, aber auch sie haben Schatten und ich glaube, der Kern ist bei allen sehr ähnlich. Jeder hat seine inneren Konflikte und Themen, die im Unterbewusstsein sitzen, die vielleicht unterschiedliche Storys um den Schatten kreieren, dennoch etwas sehr ähnliches aussagen: Ich fürchte, nichts wert zu sein. Und darum wurde und werde ich verlassen. Dagegen – und gegen die entsprechenden Gefühle – muss ich etwas tun.
mich selbst bestrafen
andere bestrafen
andere manipulieren
angepasst und artig sein
Konsum
so dicke Mauern errichten, dass ich mich und das Leben nicht mehr spüre
diese und jene Meinung haben
Nähe vermeiden
Nähe erzwingen
mich betäuben
…
Dabei wirkt der Schatten oft unbemerkt aus dem Unterbewusstsein. Oder die Schatten werden irgendwann so groß, dass sie größer werden als wir. Wenn sie über uns hinaus wachsen, sichtbar werden – also nicht mehr verdrängt werden können –, dann manifestieren sich die inneren Konflikte als eine Art äußeren Konflikt. Im Falle einer psychischen Erkrankung dennoch als den, mit uns selbst.
Zwar deutet eine solche Erkrankung auf den eigentlichen, also den unbewussten Konflikt hin, trotzdem ist es zugleich seine Eigenschaft Nebel zu machen und den Konflikt auf der offensichtlichen Ebene so groß werden zu lassen, dass man meint, sich um ebenjenen kümmern zu müssen – in meinem Fall das Problem auf Ernährungsebene zu lösen. Dabei ist er bloß die Spitze eines tief versteckten Themas.
Herkömmlich wird in der Psychiatrie eine Erkrankung anhand bestimmter Symptome diagnostiziert. Doch vielleicht würde es viel mehr passen, würden wir die Erkrankung an sich ebenfalls als Symptom betrachten, das sich wiederum in verschiedenen Maskierungen zeigt.
Ob man dies auf physische Erkrankungen übertragen kann, wäre die nächste naheliegende Frage. Zu Teilen sicherlich schon. Denn wie ich im letzten Beitrag versuchte zu erläutern, besteht alles emotional Ungelöste samt unserer Schlussfolgerungen (den Glaubenssätzen) als Energie in unserem Körpersystem und äußert sich sogar in Form von Gedanken. Alles, was wir je verdrängt haben, sitzt in unseren Zellen und versucht, auf sich aufmerksam zu machen, damit wir Licht – Bewusstsein – dort hineinbringen und die Altlasten loslassen können. Alles ist Energie. So kann eine Erkrankung auf körperlicher Ebene, die Symptome verursacht, wahrscheinlich ebenfalls ein manifest gewordener Schatten sein. Ein Symptom, das Symptome verursacht.
So einfach ist es vielleicht nicht
Dennoch nehme ich nicht an oder möchte nicht auf irgendeine Weise implizieren, dass Erkrankungen – egal ob physisch oder psychisch – auf simple Formeln runter zu brechen sind, oder gar in jedem Fall «einfach» zu heilen sind. Auch wenn ich meinen Weg gehe und darüber schreibe und spreche, war und ist dies kein leichter Weg.
Jeder geht darüber hinaus seinen eigenen Weg und wie ich in dem Beitrag «Über Krankheit, Tod, Trauer und das letzte Geschenk» bereits schrieb, glaube ich auch an einen höheren Sinn — auch in Bezug auf Krankheiten. An Leben übergreifende Themen und Erfahrungen, die unsere Seelen wählen, die wir aus menschlicher Sicht meist jedoch nicht einsehen und begreifen können.
Gleichwohl hilft es wahrscheinlich, jede Form von Schmerz zu ertragen, wenn wir im Stande sind, ihn anzunehmen, ihm einen Sinn zu geben und uns im Vertrauen zu üben. Denn über die Annahme erfahren wir bereits Erleichterung.
Alles Liebe,
Anna
Ein wichtiger Aspekt auf meinem Weg war Mitgefühl mit mir selbst zu erlernen und mir selbst (und anderen) zu vergeben. Wenn dich das Thema interessiert, schau gerne einmal in der Reihe «Mitgefühl und Vergebung» vorbei. Im dritten Teil geht es unter anderem darum, sich selbst vergeben zu lernen.
Das Eingrenzen der Ängste bis hin zur Angst vor dem Unbekannten, dem Tod, dem eigenen Licht und schließlich mir selbst, verfolge ich hier weiter.
Neu auf YouTube:
Wiederholungen im Prozess ?! //Heldenreise//Kundalini//Heilung//Erwachen
Liebe Anna, mein ganzes Leben bis heute bestand aus zig. Krankheiten, Leid, Schmerz etc. bis heute andauernd....all das hat meine Persönlichkeit und mein Bewusstsein extrem wachsen lassen. Ich wusste wchon lange, dieses Leben ist die Summe aller zuvor gelenten Leben ..und was ich nicht angeschaut hatte, kommt dieses mal unweigerlich, notfalls x-mal auf den Tisch. (Horoskop und Zeitqualität sichtbar, habs als Autodidakt gelernt bzw. mein Leben) immer weiter und immer tiefer in mich gegangen.
Hab 40 Jahre geraucht, v. Heute auf morgen aufgehört 2021. Grund: ich sah die Besetzungen in meiner Aura.
Jahr davor, Partner starb, Alkohol....dito randvoll mit Fremdenergien. Essthema auch, kommt aus alten Leben, alle Zähne raus, esse nur Breikost. Etc. pp. Auch viele Traumatas, auch weitervererbt...nicht nur Kriegstrauma, viel mehr ... feinstoffliche Angriffe! Logisch ... Bewusstsein steigt ...und dann wirds du erst eine Gefahr. Das sind alles keine einfachen Themen, die man nicht in einem Zweiwöchigen Seminar aufloesen kann. Seit 1986....glaube aber nun Siehe aussen ....Final Count für mich ...bin auf der Zielgeraden...dann gehe ich entwrdet nach Hause oder ich bleibe für die neue Zeit und unterstütze die Seelen, die mich dann finden werden. Lg