«Kennst du das auch, daß manchesmal
Inmitten einer lauten Lust,
Bei einem Fest, in einem frohen Saal,
Du plötzlich schweigen und hinweggehn mußt?
Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf
Wie Einer, den ein plötzlich Herzweh traf;
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch,
Du weinst, weinst ohne Halt - Kennst du das auch?»
– Hermann Hesse
Als Grenzgänger kenne ich es nur zu gut. Ich kenne wahrscheinlich fast alles, was große Emotionen betrifft, kenne die Zerrissenheit im eigenen Körper, kenne nicht bloß die Grenze zwischen Neurose und Psychose, wie es die Doktoren in ihren Diagnosekatalogen klassifizieren; auf Grenzen zu wandeln, sie zu überschreiten, auf ihnen zu balancieren, zwischen ihren Polen der Extreme hin und her zu springen, bedeutet noch viel mehr als nur eine nicht ganz abgrenzbare Diagnostik. Extrem sind auch meine Emotionen und mein Erleben, mein Nervensystem funktioniert anders. Deine emotionale Schmerzstufe fünf ist bei mir beispielsweise eher eine fünfzehn, wenn nicht mehr. Gleichzeitig ist auch jede Freude und alles Lichte, alles Zarte und Feine in all seinen herrlichsten Facetten für mich spürbar – und auch das kann manches Mal zu extrem werden.
Ich fühle mich nie ganz da. Aber auch nie ganz hier. Ich bin nie ganz ich, aber auch nie ganz du. In Gesellschaft aber eher mehr du, als ich. Mein Erleben wird so weit, dass es sich fast auflöst, es zerfließt, um im nächsten Moment doch wieder viel zu eng zu werden, so dass es mich einzuschnüren und zu erwürgen droht. Die Räume dazwischen, die Gebiete und Umgebungen, in denen sich – so wie es mir scheint – der Großteil der Menschen befindet, den kenne ich nur vom Vorbeirasen oder ganz seltenen Momenten. Ich kann mich in ein «Normalsein» nicht einfühlen, obwohl ich mich in sehr vieles einfühlen kann, und auch dadurch einen Kontakt zu anderen finde, oder sie ihn zu mir. Häufig in Krisenzeiten, wenn jemandem etwas Schmerzhaftes widerfährt, kann ich helfen und beistehen, kann ich mit ihm die Räume betreten, die seinem Alltag fern sind und eine Hand, Hilfe, Verständnis und Geborgenheit reichen. Hier, im Ausnahmezustand, kenne ich mich aus. Hier bin ich zu Hause, ohne mich wirklich heimisch zu fühlen, aber es ist mein Territorium. Und mit jeder eigenen Krise, mit jedem eigenen neuen, noch schmerzhafteren Erlebnis wird dieser Raum größer; mein Raum, mein Fassungsvermögen, mein Ich, meine Blickwinkel, mein Bewusstsein, meine Bereiche, in denen ich Verständnis und Mitgefühl entwickeln kann, doch in dieses «Normalsein», da kann ich mich immer weniger reinfühlen.
Das, was mich auf der einen Seite mehr mit Menschen verbindet, entfernt mich auch in gleichen Teilen noch weiter von ihnen, denn sie verstehen mein Erleben immer weniger. Je mehr ich bei mir «ankomme», desto weiter scheint ein Leben in (der) Gesellschaft als Ziel zu entweichen. Es bleibt derzeit eine gewisse Lähmung, eine Traurigkeit, vielleicht eine Art Abschied. Und vielleicht ist dieses Gefühl von Abschied gar nicht darauf zurückzuführen, dass ich den heimlichen, stillen Wunsch sowie das doch etwas lautere, bohrende Pflichtgefühl nach Gesellschaft verabschiede, sondern möglicherweise viel mehr den Wunsch, mich anzupassen. Das weiß ich noch nicht.
Mehr oder weniger?
In der westlichen Psychologie wird neben all den vielen anderen Kriterien für das Grenzgänger-Sein eine sogenannte Ich-Störung aufgeführt. Die Grenzen zwischen Ich und Umwelt sind fließend, das trifft zu, das kann bestätigen und viele Jahre versuchte ich «weniger» zu werden. Weniger im Sinne von einer Einheit, denn die Grenzen sind nicht nur nach außen hin poröse und verschwommen, sondern auch nach innen. Zwischen den eigenen inneren Anteilen sind zwar hingegen teils recht dicke Mauern, die aber ebenso ihre Porosität aufweisen und Wechsel innerhalb dieser stattfinden, sodass ein Erlebnis auf verschiedenen Persönlichkeitsebenen wahrgenommen werden kann, was zu Momenten der Weitsicht aber auch zu schweren inneren Konflikten und Verunsicherungen führt, vor allem im Selbstbild, im Weltbild, im Setzen und Aufrechterhalten von Zielen, Präferenzen und der Lebensgestaltung. Entscheidungen zu treffen und auch am nächsten Tag dahinter zu stehen, kann zu einer kleinen bis großen Unmöglichkeit werden, wenn man nie weiß, «wer» man denn morgen ist.
So war es stets mein Ziel, weniger zu werden. Normal(er) zu werden. Ja, vielleicht kann man sagen, einfacher zu werden im Sinne von beständiger, weil ich mich nach einem stabilen Ich sehnte. Aber das würde bedeuten, etwas aus mir oder in mir zu streichen, zu übertönen und/oder zu unterdrücken und einen gewissen Bereich als Ich zu umzäunen. Da mir Grenzen aber in jeglicher Hinsicht Rätsel sind, da sie sich wie Glühwürmchen mal an dem einen, mal an einem anderen Ort und mal gar nicht zeigen, ist das Ganze eh ein eher sinnloses Unterfangen gewesen. Es könnte sein, dass ich so lange an mir herum streiche und korrigiere, bis gar nichts mehr übrig bliebe.
Interessanterweise fand ich irgendwann heraus, dass die Spiritualität in die ganz andere Richtung geht. Hier geht es eher darum, alles, was sich zeigt anzunehmen und zu integrieren, das heißt mehr zu werden. Noch mehr? Ohweh.. Auch geht es im spirituellen Prozess darum, das Ego zu überwinden, anstatt es zu festigen. War ich mit einer Ich-Störung also vielleicht immer schon näher an Zerfall, an «Erleuchtung» als am Ego? Ich glaube nicht, dass man das so einfach sagen kann. Denn in all den zersplitterten Anteilen befindet sich reichlich Ego und Schmerz und das sogar vielleicht in eher doppelter, dreifacher, x-facher Hinsicht, als bei anderen?
Jedenfalls ist es eine 180°Wende vom Mauern errichten und Grenzen definieren, ein Ich werden zu wollen (oder sollen) zu: die Grenzfetzen auch noch niederreißen – egal wie viel Angst sich an und in ihnen verbirgt – und die Verbindung mit allem zu fokussieren. Verrückt bin ich sowieso, also was soll schon groß schiefgehen und das, was ich nämlich trotz der Durchlässigkeit nur sehr selten empfunden habe, war Verbundenheit. Wie gesagt, es ist ein Leben des weder-noch und so sehr sich etwas in mir danach sehnt, sich verbunden zu fühlen, fürchtet sich etwas anderes in mir davor zu Tode – und bitte glaubt mir: Es reicht nicht, ein oder zwei oder drei Mal diese inneren Tode zu sterben, um irgendwo anzukommen oder eine gewisse Leidspirale zu beenden. Es fühlt sich – wahrscheinlich auch in Verbindung mit der Kundalini, die mir bald stündlich emotionale Schmerzen, im extremen Fall bis zur Grenze der Bewusstlosigkeit durch meinen Körper schickt, – an wie ein sehr, sehr langes Sterben. Und ich bin müde. In den letzten Tagen bin ich wirklich ausnahmsweise mal sehr, sehr müde.
«Ach Harry, wir müssen durch so viel Dreck und Unsinn tappen, um nach Hause zu kommen! Und wir haben niemanden, der uns führt, unser einziger Führer ist das Heimweh.»
– Hermann Hesse, Der Steppenwolf
Müde von den Schmerzen an sich, müde vom Durchhalten, müde von dem Gefühl unverstanden zu sein und nicht gesehen zu werden. Müde davon, nicht dazu zu passen und nicht dazu zu gehören. Müde von dem Wunsch danach und müde von der gleichzeitigen Sehnsucht, alleine zu sein. Müde von dem Chaos, der Instabilität und den Extremen ebenso wie von der gähnenden Leere und Langeweile. Müde vom Zuviel und Zuwenig im Innen und im Außen. Müde vom Leben, von meiner Art des Erlebens des Lebens. Ich bin müde davon, den langen und anstrengenden Weg zu gehen, Menschen kennenzulernen und in meine Nähe zu lassen, um sie dann wieder zu verlieren, um dann wieder alles zu verlieren. Ich bin müde davon, (unbewusst) als Projektionsfläche genutzt zu werden, müde von all dem Gepäck, das ich trage, von dem ich nicht einmal weiß, ob es meins ist oder wo es herkommt, müde von dem permanenten Versuchen, es abzuwerfen. Müde davon, das Leben an mir vorbeiziehen zu sehen und davon, ein Leben zu leben, das mehr einem Überlebenstraining gleicht, als dass es ein Leben ist. Ich möchte gerne einmal wissen, was diese Komfortzone ist, von der sie alle reden. Kennst du das?
« […] du wirst schon den längeren, den mühevolleren und schwereren Weg der Menschwerdung gehen, du wirst deine Zweiheit noch oft verfielfachen, deine Kompliziertheit noch viel weiter komplizieren müssen. Statt deine Welt zu verengern, deine Seele zu vereinfachen, wirst du immer mehr Welt, wirst schließlich die ganze Welt in deine schmerzlich erweiterte Seele aufnehmen müssen, um vielleicht einmal zum Ende, zur Ruhe zu kommen.»
– Hermann Hesse, Der Steppenwolf
Wenn man «viele» ist, und dazu auch immer mehr wird, ist es vielleicht wirklich so, dass man auch entsprechend viele Ego-Tode sterben muss. So lange, bis nichts mehr festhält, bis nichts mehr beschränkt und kontrolliert, bis wirklich jede Mauer niedergerissen und abgetragen wurde, bis sich mein Sein dem Fluss des Lebens hingeben kann, bis nichts mehr in mir hofft und sehnt. Weder danach, geliebt, noch verstanden oder gesehen zu werden. Bis alles verschmilzt in Verbundenheit und Vertrauen dem Großen und Ganzen gegenüber.
Das Grenzwandeln an diesen dunklen Orten, wie ich es derzeit wieder erlebe, dieses in sich zusammensinken und nur Dunkelheit sehen, ist in der Regel ein Zustand, dem ein Erwachen folgt. Ein Neuanfang und ganz wunderbare Gefühle zeigen sich, in denen ich das Dunkel auch wieder vergesse. Und doch bin ich auch in einem übergeordneten Sinne müde davon und ich fürchte, dass es noch sehr lange oder für immer so bleiben könnte. Ein Aufstehen, Weitermachen, Sterben, Aufstehen, Weitermachen, Sterben, in einer Umgebung voll von physischem und psychischem Schmerz. Eine Phase, die ich kenne, und ich weiß auch, dass es wieder heller wird. Das wird es immer. Aber eben auch wieder dunkel. Und die Hoffnung darauf, dass es stimmt, was mir eine liebe, medial veranlagte Person einmal aus der geistigen Welt mitteilte, dass ich derzeit in einer «Ausbildung zur Heilerin» sei, dass es irgendwann einfacher würde, dass ich irgendwann anderen wirklich helfen könne, schwindet zunehmend. Alles, was sich an etwas klammert, das in der Zukunft – oder eigentlich egal wo – liegt, scheint zu schwinden.
Vielleicht ist wirklich genau das der Lernprozess. Vielleicht trennt dieser Zustand, in dem ich immer mehr, immer weiter und tiefer werde, mich nur zunächst noch deutlicher von anderen, führt aber eventuell eines Tages dazu, dass auch die letzten Grenzen reißen und dadurch Verbindung entsteht. Echte Verbindung.
«Jede Geburt bedeutet Trennung vom All, bedeutet Umgrenzung, Absonderung von Gott, leidvolle Neuwerdung. Rückkehr ins All, Aufhebung der leidvollen Individuation, Gottwerden bedeutet: seine Seele so erweitert zu haben, daß sie das All wieder zu umfassen vermag.»
– Hermann Hesse, Der Steppenwolf
Aber!
Aber jetzt gerade bin ich wütend, jetzt fühle ich mich betrogen vom Leben, vom Universum. Ich finde mich aktuell hinter sehr dicken, trennenden Scheiben, sowohl nach außen hin als auch nach innen hin zu dem Ort, an dem es warm und liebevoll ist. Wo sind denn diese Schutzengel, wenn man sie braucht? Wo ist denn die Seele, wenn man um Hilfe fleht, wo sind denn die Synchronizitäten und Zeichen, wo sind denn die Ergebnisse all der schweren Arbeit, all der Transformation, wo sind und bleiben die Früchte der Liebe, die man in der Dunkelheit sät, im Glauben daran, dass es «das Gute» gibt? Das Universum kann mich mal, wenn ich ehrlich bin, ich habe keine Lust mehr, ich bin raus, ich mach nicht mehr mit! Alles nimmt es mir, und es gibt mir keine Antworten, keine Hoffnungen. Der Vertrauensvorschuss ist schon lange aufgebraucht und ich würge mir noch die letzten Brocken heraus, in der verzweifelten Hoffnung, dass auch irgendwann mal das Licht wieder kommt – und vielleicht ja auch mal eine Weile bleibt –, eine gute Nachricht, eine liebe Geste, ein Weiterkommen im Kundaliniprozess, einen Sinn in all dem Schmerz, ein Wink vom Universum, eine Art Leuchtturm, auch wenn er klein sein mag. Aber nichts. Oder ich bin zu blöd, es zu sehen. Ich habe keine Ahnung, wie mein Leben weitergehen wird, stimmt, die hatte ich noch nie, aber dennoch noch nie so wenig wie in den letzten anderthalb Jahren. Wenn ein winziger Leuchtturm sich zu erkennen geben schien, nahm ihn mir das Leben gleich wieder weg. Ich will das so nicht mehr, ich kann nicht mehr. Und vor allem will ich diese Gedanken nicht mehr, ich will nicht mehr ich sein und...
Screenshot
Kannst du das lieben? Kannst du dich neben dich stellen und sehen, wie deine Gedanken dir einen unüberwindbaren Abgrund aufreißen? Kannst du sehen, wie du dich in die Dunkelheit ziehen lässt, kannst du sehen, wie du leidest, wie du zum Opfer der Umstände wirst, kannst du dich von außen sehen und kannst du das, was du siehst, lieben? Kannst du das, was du loswerden willst, lieben?
Ja, ich sehe mich da sitzen, mit all diesen Gedanken und Gefühlen; mit all dem Schmerz, sitze ich auf meinem Bett. Die Sonne scheint, Sam schnarcht und die Vögel zwitschern. Ich kann wieder atmen. Ja, ein bisschen kann ich das Bild, den Screenshot, lieben. Und doch ist es eine solch sinnlose Angelegenheit, wie ich in meiner Welt immer wieder zugrunde gehe. Wie kann ich das ändern, dass ich immer wieder etwas loswerden will und warum versteht etwas in mir nicht, was ich doch schon so lange verstanden habe?
Screenshot
Kannst du das lieben? Kannst du auch dieses Bild lieben, die Anna, die auf dem Bett sitzt in der Sonne und sich fragt, wie sie die Tatsache, dass etwas in ihr etwas anderes loswerden will, loswerden kann? Kannst du das, was du loswerden willst lieben und auch, dass es ein Anteil in dir loswerden will? Kannst du das? Kannst du diesen Anteil und diese Momentaufnahme lieben?
Ich glaube, ich verstehe. Ich sehe die Anna, die wütend ist, die verzweifelt ist, die Anna, die nicht mehr kann und sich so sehr betrogen fühlt vom Leben, von einem Universum, von dem sie jetzt nicht einmal mehr genau weiß, ob sie noch an es glaubt und ich fühle mit ihr. Und ich sehe die Anna, die all das nicht mehr fühlen und denken will auf der nächsten Ebene und ich empfinde wieder Liebe und Mitgefühl. Aber was kann ich denn machen? Worum geht es denn wirklich? Ja, ich muss mich von einem «Retter» – und sei es das Universum, die geistige Welt – verabschieden und selbst Verantwortung übernehmen! Ich bin die Autorin meiner Geschichte. Aber ist es nicht sinniger, doch noch ein letztes Mal zu versuchen, alles zu ändern? Alle Brücken abzureißen, mich zu zwingen, in diese Welt zu gehen, irgendwo einen normalen Job anzunehmen, unter Menschen zu sein oder die paar Möbel, die ich habe, zu verkaufen und in ein Auto einzutauschen und mal völlig verrückt zu sein und ein Leben im Auto zu führen und das Leben fließen zu lassen und zu versuchen, es zu berühren? Aber ich kann das nicht und ich will es auch nicht. Irgendwie. Aber worauf warte ich denn? Ich sitze doch hier, während die Sonne scheint und müsste vielleicht stattdessen draußen sein, im Park, mit irgendwelchen Freunden oder so?
Screenshot
Kannst du das lieben? Kannst du dich sehen, wie du dir zuvor das Bild angesehen hast und ein Anteil wieder übernimmt und Zweifel sät und dir erzählt, was du alles «verpasst», obwohl es dir gar nicht passt? Kannst du dich lieben, egal ob drinnen oder draußen? Kannst du dich sehen, mit all deinen Screenshots und wie tapfer du bist, dass du dich Bild für Bild aus dem Abgrund holst? Kannst du das lieben? Kannst du den Zweifler lieben, der Angst hat, der vergleicht und nach der Antwort, nach «richtig» und «falsch» sucht? Nach «besser» und «schlechter», nach «Normalsein»? Kannst du jedes neue Bild wieder lieben und umarmen, bis nur noch du da bist, dein Atem, die Vögel, dein Sam und die Sonnenstrahlen?
Kannst du das? Bis du ganz im Hier und Jetzt und ganz du bist? Kannst du all das und das dazwischen lieben? Kannst du dich lieben, dafür, dass du dich schämst? Kannst du lieben, dass du Neid empfindest? Kannst du lieben, dass du es versuchst, dieses Leben, dass du nicht aufgibst? Kannst du all das, was du überlebt hast, lieben? Kannst du deine Ungeduld lieben sowie deinen langen Atem? Kannst du lieben, dass du keine Antworten hast, keine willst und auch, dass du sie trotzdem suchst? Kannst du lieben, dass du der Welt auch mal all deinen Schmerz, deine Wut und deinen Trotz entgegen brüllst? Dass du dich schuldig fühlst und unfähig? Kannst du lieben, dass du etwas suchst, das dich beschützt? Kannst du lieben, dass du das hasst? Kannst du lieben, dass alles in dir ist? Alles Lichte und alles Dunkle? Die ganze Welt? Kannst du sie und dich lieben? Kannst du das?
Ich glaube schon, also vielleicht. Aber nicht immer. Und das ist das, was mich fertig macht, glaube ich. Aber lass mich raten: die Frage ist, ob ich auch das lieben kann. ♥
«In Wirklichkeit aber ist kein Ich, auch nicht das naivste, eine Einheit, sondern eine höchst vielfältige Welt, ein kleiner Sternhimmel, ein Chaos von Formen, von Stufen und Zuständen, von Erbschaften und Möglichkeiten.»
– Hermann Hesse
Kennst du das auch?
Grenzgänger, Schwellensurferin, Wolfsfrau. Das kenne ich so gut .
Liebe Anna ich fühle auch deine Worte so. Und es motiviert mich ,meinen Weg anzunehmen. Ich habe soviele Masken kreiert und Anteile (Täteropferinterprojekte usw) soviele Techniken und Wege n Fuß draufgesetzt. Aber nie ganz bis ich mich ganz in der Lethargie und Licht und Liebe Einhörnerwelt als Gegenpol geflüchtet habe. Das macht einen zum Steinzeitmensch im Kopf (Erstattung, Reptilgehrin) und zum anderen der tägliche Giftcocktail für das Nervensystem der eigenen Gedankengut oder Verstrickungen im Außen. Welches den Körper müde und schwer macht. Ich wollte und Anteile wollen immernoch nicht ganz hier Sein. Obwohl ich soviel Gnade Bekommen habe und Zeichen:) Gott liebt mich , ich mich nicht oder jetzt immer mehr und wer ist Gott. Auch wenn es für das kleine Mädchen in mir noch eine Hilfestellung ist. Naja mehr und mehr nehme ich die Dunkelheit an , benutze nicht mehr mein Licht und erkenne den heiligen Raum in ihr. Irgendwie ist das neu und doch war ich da schonmal. Ich weiß ich kann mir noch Krücken im Außen bauen und noch ein paar Runden Karussell fahren aber naja Kampf den Kämpf aufzugeben! Immer mehr:) Komme auch nicht gut und lange mit anderen klar (Auflösung, Co Abhängigkeit , Entwicklungstrauma usw) aber vielleicht ist es auch der Weg als einsame Wölfin zu gehen. Und immerwieder nach anderen Wölfen zu schnuppern
Liebe Anna,
"Hier, im Ausnahmezustand, kenne ich mich aus. ... doch in dieses «Normalsein», da kann ich mich immer weniger reinfühlen."
"Das, was mich auf der einen Seite mehr mit Menschen verbindet, entfernt mich auch in gleichen Teilen noch weiter von ihnen, denn sie verstehen mein Erleben immer weniger."
Dein Text ging mir direkt mitten ins Herz, Tränen... denn ja, liebe Anna, ich kenne all das auch.... Ich kann das alles so gut nachvollziehen, was du schreibst. Die Verzweiflung, die Hoffnung, Vertrauen und dann Verlust und großer Schmerz.
Mich selbst suchend und dabei verirrend... Der schwarze Tunnel, das Licht am Ende und eine Kraft, die mich zum Licht zieht... Ich muss also durch, es geht nicht anders. Ego aufgeben und erkennen, wer und was ich wirklich bin. Körper-Geist-Seele vernetzen, in Kontakt miteinander bringen. So viele Jahre, die mir mehr abzuverlangen schienen, als ich meinte, (er)tragen zu können. Seit zwei oder drei Jahren spüre ich eine Erleichterung. Besonders wenn ich im Garten sitze, die Katze beobachte, den Vögeln lausche, die Blüten bestaune, mit der Palme spreche, die nicht so richtig gedeiht, und dabei der Wind durch die Äste streicht, meine Wangen berührt, ist es da, das Gefühl, von Zuhause, von Verbundenheit... So stark ist es da, dass ein solches Glücksgefühl mich erfasst, und ich im Wahrnehmen desselben lächle und staune, wie das möglich ist.
Und ich frage mich, warum es (mir) nicht auch mit den Menschen möglich ist, so eine Verbundenheit zu spüren... Und dass sie es genauso spüren...
Alles Liebe und hab Dank für diesen wunderbaren Text 🙏❤️