Ver-rücktes gerade rücken //aktuelle Energien
Der Weg in die Einheit: Wie Traumata und Erziehung unser Erleben verzerren
Es gibt ihn, diesen Zustand der Harmonie, wenn wir in unserer Mitte und verbunden sind. Wenn wir uns in einem Netz vom Leben gehalten fühlen, wenn wir unseren Platz einnehmen. Es ist unser natürlicher Zustand tiefen Vertrauens in uns und die Welt. Zugleich kann es ein langer Weg sein, die eigene Mitte wiederzufinden.
Was bedeutet es, energetisch ver-rückt zu sein und wie kann uns das Wahrnehmen der Entrückung auf dem Heilungsweg behilflich sein? Was haben unsere Beziehungen mit dem Weg des Erwachens und den aktuellen Mai-Energien zu tun und wie kommen wir aus der kollektiven Traumatisierung heraus?
«Der Mensch ist nichts als ein Bündel von Beziehungen. Die Beziehungen allein zählen für den Menschen.»
— Antoine de Saint-Exupéry
Auf unserer Reise zu uns selbst wandern wir durch festgehaltene Emotionen, unsere inneren Räume und Ebenen. Uns selbst beobachtend, lernen wir, immer konstanter den Kontakt zu unserem Körper, unseren Gedanken und Emotionen zu halten und feinsten inneren Impulsen – egal welcher Couleur – mutig zu folgen. Dies ist der Weg, den wir gehen, um uns immer besser kennenzulernen und unserer selbst stetig bewusster zu werden.
Ein kleines «extra Tool», worauf wir achten und womit wir arbeiten können, ist unsere energetische Position und oder Größe.

Die Energie fließt
In unserer energetischen Mitte fühlen wir uns, wie beschrieben, eingebettet in ein großes Netzwerk. Wir fühlen uns neutral oder positiv und auf Augenhöhe mit allen/m anderen um uns herum sowie mit allen wichtigen Personen unseres Lebens, egal ob wir mit ihnen aktiv in Kontakt sind oder nicht.
Wir sind verbunden mit denen, die älter und weiter sind als wir, ebenso mit denen, die auf ähnlichem stand sind als auch mit jenen, die noch nicht da sind, wo wir es sind. Man kann es sich vielleicht wie die Blume des Lebens vorstellen: über uns, unter uns, neben uns, vor und hinter uns sind wir angebunden. Wir befinden uns in einem fließenden System, das sich wandelt und tanzt. Es ist nicht starr hierarchisch von oben nach unten, es ändert sich fließend, von wem wir lernen und wem wir etwas beibringen, wo wir nehmen und wo wir geben können.
Das macht die Augenhöhe aus. Denn in einem Themenbereich kann es sein, dass mein Wissen dir dient, im anderen kann es sein, dass ich von dir lerne. Das Kind lernt nicht nur von den Erwachsenen sondern die Älteren ebenso von den Jüngeren – so wir dies zulassen können.
Das gegenseitige Lernen und Lehren bezieht sich natürlich auf alle Altersgruppen, auf Freunde, Eltern, Kinder, Kollegen, und so weiter. Um beim Beispiel Erwachsene und Kinder zu bleiben, können wir von Kindern unter anderem lernen, uns diesem Netz und unserem Platz in ihm wieder zu nähern. Im Idealfall.
Symptome der Verzerrungen
Häufig ist es aber leider anders. In der Kindheit haben wir viele «Vorgesetzte», die uns das Leben – wohlgemerkt aus ihrer Weltsicht und ihrem Verständnis heraus – erklären und vorleben. Wir erleben Kindergärtner, Lehrer, Ärzte, Erzieher, Eltern, Großeltern, die uns erziehen. Die über dem Kind stehen.
Im gesunden Maße ist dies förderlich und gibt dem Kind das sichere Netz, in dem es gedeihen kann. In unglücklicheren Verhältnissen, als Beispiel wenn die Bezugspersonen eine negative Form von Überhöhung oder Macht ausüben – sprich selbst nicht in ihrer Mitte sind – und das Kind sich wiederholt klein und unwert fühlt, setzt sich eine Reihe der Entrückung fort.
Das Kind fühlt sich möglicherweise minderwertig oder entwickelt (übernimmt) Scham und Ängste. Häufig auch Schuldgefühle, weil es nicht «richtig» ist, wie es ist.
Im weiteren Verlauf kann es sich ergeben, dass das Kind nicht mehr wirklich wächst, was bedeutet, dass es sich auch wenn es erwachsen ist, klein und unbedeutend fühlt. Das kann, wie nach erlebten Traumata auch anders sichtbar werden, in Form von Überhöhung. Sobald das Kind groß ist und die Chance sieht, sich endlich auch über jemanden stellen zu können, ist dies eine weitere mögliche Variante dieser Dynamik.
Als Traumafolge gibt es unterschiedliche Verzerrungen, die ein Mensch in Folge des Geschehenen erleben kann:
Minderwertigkeit (klein)
Größenwahn (tut groß aufgrund der gefühlten Kleinheit)
Dissoziation wie Depersonalisierung und Derealisation (neben sich stehen, sich selbst nicht wiedererkennen, sich oder die Außenwelt als unwirklich empfinden,..)
Dysmorphophobie (Körperschemastörung: verzerrte und instabile Wahrnehmung des eigenen Körpers z.B. bei Essstörungen sowohl visuell als auch gefühlt)
Sucht/Sehnsucht nach Partnern, Internet, Essen, Konsum, … (Ziehen an der Brust aus dem Zentrum heraus nach vorn – weg aus dem Hier und Jetzt)
Angst, Schuld, Scham
und andere
All diese Aspekte drücken eine fehlerhafte Positionierung des eigenen Selbst in Bezug zu sich selbst und somit automatisch zur (Um-)Welt aus.
Bei manifesten Erkrankungen ist dieses Erleben nahezu durchgehend gestört. Aber auch psychisch gesunde Menschen, «bedienen» sich dieser Erlebensarten. In der Regel wechseln wir sogar recht häufig unsere energetische Größenstruktur und je mehr traumatische Erfahrung wir hatten, desto öfter oder auch drastischer.
Gerade beim Thema Sucht, wenn unser System etwas sucht, eine Sehnsucht da ist, die einem suggeriert, man fände etwas oder gar das Wichtigste außerhalb von uns selbst, zieht und zerrt es am eigenen System.
Spätestens in Partnerbeziehungen oder wenn wir verliebt sind, kennen es die meisten: Alles in einem fokussiert sich auf einen anderen Menschen. Der andere wird auf ein Podest gehoben, man selbst hofft und wünscht, alles richtig zu machen, um dem anderen zu gefallen. Hierauf gehe ich am Ende des Textes noch näher ein.
→Natürlich scheint es Ausnahmen zu geben, eben die Menschen, die es geschafft haben, in ihrer Mitte zu ruhen. Andererseits gibt es ein paar Störungsbilder, die relativ stabil verdrängen und sich eine gute Maske zugelegt haben und die somit relativ geschickt außerhalb ihrer Mitte bleiben, die sie unbewusst fürchten.
In meinem Fall erlebe ich das volle Programm an groß, klein, dick, dünn, laut, leise, weit weg von meiner Umwelt oder ganz nah dran. Das ist dann auch visuell und auditiv wahrnehmbar.
Als relativ durchlässige energetische- und Persönlichkeitsstruktur, die in sich auch etwas unsicher ist, erfahre ich die energetischen Positionen, die die anderen einnehmen und in der Vergangenheit habe ich unbewusst direkt darauf reagiert. Als wäre ich ein Pingpong-Ball, der sich je nach Einfluss so schnell in sich selbst veränderte, dass ich gar nicht wahrnahm, was da gerade passiert.
Manchmal dauerte es Tage, bis ich wieder mehr bei mir selbst war und mich irritiert über das vergangene Geschehen samt meiner Reaktionen wunderte oder auch ärgerte. Je näher ich mir komme, desto mehr kann ich diese Veränderungen direkt erspüren.
Heute ist mein eigener Größenwechsel ein guter Hinweis dafür, wo ich mich gerade befinde. Wenn ein Trigger reinkommt oder wenn Gedankenschleifen entstehen oder ähnliche Anzeichen von Entrückung wahrnehmbar werden, spüre ich deutlich, wie groß oder klein, nah oder weit weg ich gerade bin und kann so das Geschehen leichter einordnen und gerade biegen.
Wenn ich merke, ich werde unsicher, ängstlich und klein in Bezug auf jemanden, dann kann ich mir direkt bewusst machen, dass der andere ebenso groß also wertig ist, wie ich. Genauso anders herum: Wenn es mein Inneres dazu verleitet, mich größer zu wähnen, spüre ich das Ego und seine Ängste auf und justiere die Verhältnisse neu.
Das bedeutet natürlich nicht, mich erneut zu verbiegen oder irgendwie in eine Form zu zwängen, die gerade noch nicht gegeben ist. Die Wahrnehmung dient als Unterstützung und oft weinen sich die sich klein fühlenden Anteile zunächst aus und ich leite die Heilung ein, bin mir aber in einem umfassenderen Sinne bewusst über meine eigene Situation.
Für Menschen, die mit EM (ehrliches Mitteilen) arbeiten kann die Einbeziehung der Größenverhältnisse auch ein wertvoller Bestandteil sein.
Gedanken als Hilfe zur Größenerkennung: Rechtfertige ich mich gerade vor jemandem? Verteidige ich mein Sein, also fühle ich mich klein und unverstanden?
Oder bewerte ich jemanden negativ, stelle ich mich über ihn?
Unsichtbarkeit
Eine Variante, die uns tief im Sein betrifft, ist der Trauma basierte Wunsch unsichtbar zu sein, wie er in starker Form – häufig auch unbewusst – bei Magersucht oder Bulimie auftritt. In dieser Erlebensform nehme ich mein Sein energetisch, wenn ich es mir bildlich vorstelle, als blass und durchschimmernd wahr.
Der Wunsch nach Unsichtbarkeit kann als Folge vorheriger starker Ver-rückungen auftreten und der Absicht entspringen, bloß niemals jemanden auf den Fuß zu treten, im Weg zu stehen oder zur Last zu fallen. Wer sich durchweg – nochmal: meist unbewusst – als störend, zu viel und zeitgleich minderwertig vorkommt und nicht gelernt hat, seine eigene Größe zu erkennen und zu behaupten, zieht sich mehr und mehr aus dem energetischen Beziehungsgeschehen zurück, da es als überwältigend und belastend erlebt wird.
Wenn es die eigene Mitte nicht gibt, das heißt, sie noch nicht bewusst erfahren wurde, und der Mensch sich als besagter Pingpong Ball der Umwelt wahrnimmt, kann es zu einer solch großen Resignation führen, dass man zu der Schlussfolgerung kommt (oder etwas in einem), dass es einfacher wäre ohne all die Schmerzen und Überforderungen.
Zusatzbemerkung: Gerade Magersüchtige können über lange Zeit sehr gut nach außen hin funktionieren und Erwartungen erfüllen, während sie die fehlende Präsenz im Körper mit der Zeit verzehrt.
Auch wenn ich seit einer ganzen Weile von der Magersuchtsymptomatik befreit bin, habe ich erst vor Kurzem erfahren, dass die «energetische Signatur» des Verschwinden Wollens noch in mir vorhanden ist und von Zeit zu Zeit mal stärker mal etwas weniger aktiv wird.
Als ich mir bewusst erlaubte, mich endlich wirklich ernst zu nehmen, mich und meine Bedürfnisse wichtig zu nehmen, und dass es nicht nur ein «nicht wichtig» oder «zu wichtig» gibt, sondern es auch ein stabiles mittleres wichtig geben muss, sah ich innerlich, wie diese blasse Silhouette meiner selbst farbiger wurde.
Hui das war groß und etwas beängstigend an diese energetische Signatur zu gehen. Zu erkennen, in immer mehr Bereichen, dass es eine Mitte gibt. Denn solange ich da nicht bin, gibt uns die Dualität immer auch das Gegenstück zu dem, was offensichtlich ist und es entstehen innere Konflikte. Zum Beispiel der Wunsch gesehen zu werden vs. die Angst davor gesehen zu werden. Ihr könnt vielleicht für euch selbst herholen, wie eine Umwelt reagiert, wenn die eigene Energiesignatur sagt: Eigentlich bin ich gar nicht da.
Es kann sein, dass es zunächst schwierig ist, abzuschätzen, was «groß» und «klein» bedeutet, wenn man sein Leben lang ver-rückt war. Ein kleines bisschen größer, was zunächst schon sehr unangenehm sein kann, kann zunächst als «viel zu groß» oder gar überheblich empfunden werden, obwohl es noch immer sein kann, dass andere weit über einen selbst gestellt werden.
Daher ist es hilfreich, die Umgebung und andere aus der eigenen Sicht mit aufzustellen innerlich. Vielleicht gibt es auch jemanden, der relativ konstant ist für dich. Ein Freund, ein Bruder oder eine Schwester, an der oder dem man sich immer mal energetisch orientieren kann. (Wie würde XY darauf reagieren?)
Klick
Ein paar wenige und kurze aber besondere Mal habe ich es bisher erlebt, dass ich mich in das Netz eingeklickt gefühlt habe. Es war mir zunächst gar nicht bewusst, bis ich dieses Gefühl oder den Zustand näher betrachtete. Ich fühlte mich frei, leicht und sicher.
Ich trug nicht mehr, als ich musste, eigentlich trug ich gar keinen Ballast, glaube ich. Ich übernahm nicht viel zu viel Verantwortung, ärgerte mich nicht über diese oder jene Ungerechtigkeit, fühlte mich weder beschämt noch ängstlich oder wütend. Weder zu leer noch zu voll, weder zu schwer noch zu leicht, nicht zu breit oder schmal. Es hatte einfach Klick gemacht und ich schien an «meinem Platz» zu sein.
Es darf ein Erforschen sein, es ist kein Muss, sich ständig zu überprüfen oder zu korrigieren. Wir dürfen beobachten, was passiert, wie wir reagieren, wenn wir an der Größenwahrnehmung und der Sichtbarkeit tarieren oder sie einfach beobachten.
Wir dürfen die Anteile, wie oben beschrieben, finden, die jeweils schrumpfen oder wachsen. Wir dürfen sie erkunden, umarmen, und zusammenbringen. Aus dem entweder-oder ein sowohl als auch kreieren. Es gibt immer jemanden, der weiter ist als wir und immer jemanden, der noch nicht da ist, wo wir sind. Das eine ist weder besser noch ist das andere schlechter. Wir sind eins.
Wir dürfen üben, uns energetisch größer oder gar sichtbar zu machen. Und liebend die zunächst unangenehmen, weil ungewohnten Veränderungen im Körper spüren. Das Alte, das für uns zur Normalität gewordene, die Kritiker und Beschützer in uns werden womöglich versuchen, uns wieder auf unsere eingefahrenen Programme und getretenen Pfade zu bringen. Und da dürfen wir einfach liebend bleiben, während sich unsere Wahrnehmung mit der Zeit umstrukturiert.
Vielleicht auch die Kleinen in uns an Bord holen. «Hey meine Kleine, wenn du Lust hast, können wir nachher nochmal energetischer Riese und Zwerg spielen!»
«Du meinst, wir machen uns so groooooß wie wir können und so klein, wie wir können? Au ja! :-)».
«Genau das meine ich. Unsere Größe ist nämlich gar nicht von anderen abhängig. Die können wir selbst bestimmen. Und was meinst du, sollen wir mal nicht ausweichen auf dem Gehweg und die gewohnten Schlangenlinien und Hürdenläufe gehen? Dürfen wir mal sichtbar sein?»
«Aber stellen wir uns dann nicht über andere?»
«Nein, wir sind auf Augenhöhe mit ihnen im Fluss des Lebens. Mal weicht der eine aus, mal der andere. Es ist nur noch sehr ungewohnt, auch wichtig zu sein. Auch da zu sein. Auch Raum einzunehmen und den Tanz des Lebens zu tanzen. Ganz ohne Schuldgefühle.» ♥
Ver-rückte Bindungen
«Glücklich ist also der, der viel zu lieben vermag. Lieben aber und Begehren ist nicht ganz dasselbe. Liebe ist weise gewordene Begierde; Liebe will nicht haben; sie will nur lieben.»
— Hermann Hesse
Wie erwähnt sehen wir Größenungleichgewichte häufig deutlich in Partnerschaften oder bei Verliebtheit. Anfangs haben wir die rote Brille auf, geben uns von unserer Honigseite und nach ein paar Wochen oder Monaten hat es sich ausgeliebt oder man erkennt sich gar nicht mehr wieder.
Die ungesunde, die entrückte Bindung zu sich selbst und dem Leben wird in diesen Szenarien oft am deutlichsten. Es kommt uns jemand zu nahe, wir – oder zumindest einige Anteile in uns – sehnen sich auch nach dieser (oder einer) Bindung, doch dann kommt «die Realität» ins Spiel. Wie kann ich dich mich lieben lassen, wenn ich selbst nicht in meiner Mitte sein kann oder möchte?
Und doch schuftet sich der bindungswillige Anteil ab, den anderen von sich zu überzeugen. Ist dieser Anteil überhaupt bindungswillig oder will er gerettet werden, im anderen zerfließen und eigentlich verschwinden?
Oder will er vielleicht einfach erneut seine Realität bestätigt sehen, dass er nicht liebenswert ist? Benutzt er also den anderen, um sich entweder bestätigt zu wissen oder im anderen Falle, sich besser zu fühlen? Hofft er, der andere könnte ihn in seine Mitte bringen? Aber wie, wenn wir selbst gleichzeitig den anderen benutzen, um vor uns zu fliehen?
Fragen über Fragen. Kurzum: Ja, ein anderer kann uns dabei behilflich sein, unsere Mitte zu finden. Immer dann, wenn wir in die Liebe finden. Doch verwechselt etwas in uns das Gefühl mit der anderen Person und wird anschließend «gern» abhängig von dieser und erwartet, dass er oder sie dieses Gefühl in uns immer und immer wieder hervorruft. Unterlässt die Person das, verfallen wir womöglich in Selbstzweifel, es geht uns schlecht und wir machen mit Pech auch dafür die andere Person verantwortlich – sie ist dann schlicht doof oder wir kämpfen unerbittlich um Anerkennung.
Auch hier geben wir unsere Macht ab. Und die konfliktgeladenen Anteile in uns, die rechts und links von unserer Mitte agieren, toben sich aus.
Vielen ist bereits bewusst ist, dass wir als Menschheit nahezu im Gesamten traumatisiert sind und das bedeutet, dass wir reaktiv aus tierischen und triebhaften Anteilen heraus unser Leben und auch unser Liebesleben leben. Wir verhandeln unseren Wert und unsere Größe in Begegnungen erneut und erneut, befinden uns permanent im Buhlen und in Konkurrenz mit – oder Flucht vor – uns und unserer Umwelt.
Wir sind es so gewohnt, diese Wertverhandlungen mit dem Leben zu führen, dass es uns kaum mehr auffällt.
Aktuelle Energien
Diese Wunden oder dieser Zustand der Traumatisierung hängt entscheidend mit unseren Eltern zusammen. Aber nicht nur. Beziehungsweise versinnbildlicht gibt es aus spiritueller, energetischer Sicht eine Doppelebene: Unsere Mutter, die die Beziehung zu Mutter Erde widerspiegelt und die Bindung zu unserem Vater, die die göttlich geistige Ebene widerspiegelt.
Derzeit heilen wir eben diese Verbindungen, die seit Tausenden von Jahren über Generationen als Trauma weitergegeben wurden. Wir heilen die Schmerzen, nicht gesehen worden zu sein, nicht verbunden und nicht sicher gewesen zu sein. Schmerzlich getrennt von Himmel und Erde, von Mama und Papa. Die Schmerzen der Ablehnung, der Ignoranz, der Einsamkeit – unserer eigenen Einsamkeit des Entrücktseins.
Verbunden und in unserer Mitte zu sein bedeutet bedingungslos lieben zu können und zulassen zu können, ebenso bedingungslos geliebt zu werden.
«Aber hey», denkst du vielleicht, «natürlich kann ich mich lieben lassen!». Die Liebe die ich hier bedingungslos nenne, bedeutet nicht die Liebe einer Partnerschaft, die auch sehr tief gehen kann(!), ich meine die uneingeschränkte Liebe von dir zu dir selbst und vom Leben zu dir sowie von dir zum Leben.
Denn in dieser Liebe gibt es kein Verstecken. Es ist ein schmerzliches Zulassen der allumfassenden Liebe in jede Zelle, in jeden Schatten und jeden Gedanken. Schmerzlich, weil es so viele Widerstände zu durchleben gibt, die mit all ihrer Kraft daran festhalten, nicht richtig zu sein und es gar nicht recht ertragen ans Licht zu kommen.
In zwischenmenschlichen oder partnerschaftlichen Beziehungen gibt es immer Möglichkeiten, nicht ganz so sonnige Anteile, Gefühle oder Gedanken zu verbergen. Dies ist zugleich aber auch der Grund, warum wir uns nie ganz geliebt oder gesehen fühlen und das Spiel des Sich Beweisens, sich oder andere Auf- und Abwertens in immer die nächste Runde geht. Weil wir uns gar nicht in unserer Gänze zeigen und gesehen werden können. Es bleibt ein Zweifel.
Die Liebe zuzulassen beinhaltet jede einzelne Faser unseres Seins umarmt und geliebt zu wissen. Jeden Gedanken, jede Reaktion, auch wenn wir sie unterdrücken. Jede Scham, all unseren Neid, unsere Schuld und «Fehler». Unser reines gesamtes Sein. Ungeschmückt, die nackte Wahrheit. Uns vor das Leben, das Universum, vor Gott zu stellen, unser Innerstes, so wie es ist, nach außen zu kehren um die Liebe reinzulassen und zu sagen: «Das bin ich».
Und das Leben wird sagen: «Ich weiß, du wunderschönes Mosaik. Ich weiß. Und ich liebe dich. Ich habe dich schon immer geliebt und ich werde dich immer lieben».
Dafür braucht es «nur» den Weg durch die Angst der eigenen Unzulänglichkeit. Hierin liegt Heilung. Und von hier aus können wir echte Bindungen eingehen, ohne Kampf, ohne Gezerre und Verbiegen, weil es in der Liebe keine Trennung mehr gibt. Dann geht es nicht darum, einen anderen zu brauchen, um sich besser, größer oder vollständig zu fühlen, sondern dann teilen wir die Liebe, die wir sind, mit anderen.
Jedenfalls: das Innerste in uns begehrt Glück, begehrt einen wohltuenden Zusammenklang mit dem, was außer uns ist. Dieser Klang wird gestört, sobald unser Verhältnis zu irgendeinem Ding ein anderes ist als Liebe…
Und das Unglück in der Welt, und das Unglück bei mir selber kam also daher, daß das Lieben gestört war. Von hier aus wurden mir die Sprüche aus dem Neuen Testament plötzlich wahr und tief. “So ihr nicht werdet wie die Kinder” – oder “Das Himmelreich ist inwendig in euch”.
Dies war die Lehre, die einzige Lehre der Welt. Dies sagte Jesus, dies sagte Buddha, dies sagte Hegel, jeder in seiner Theologie. Für jeden ist das einzig Wichtige auf der Welt sein eigenes Innerstes – seine Seele – seine Liebesfähigkeit. Ist die in Ordnung, so mag man Hirse oder Kuchen essen, Lumpen oder Juwelen tragen, dann klang die Welt mit der Seele rein zusammen, war gut, war in Ordnung.
— Hermann Hesse
Ja, ich weiß, dass ich Hesse hier wiederholt zitiere ;-)
Alles Liebe
Anna