Es fällt mir ab und zu auf, dass einige, die über den kollektiven Bewusstseinswandel oder spirituelle Prozesse sprechen, sehr viel von “Licht und Liebe” reden. Darüber, dass wir reines Bewusstsein, Lichtwesen, ein göttlicher Funke sind, wogegen ich auch nichts einzuwenden habe, da es das ist, was wir tatsächlich in Wahrheit sind und in dem eigenen spirituellen Heilungsprozess auch herausfinden. Und doch hakt es bei mir, wenn ich das Gefühl bekomme, es sei alles so einfach. Es genüge, diese Informationen zu verinnerlichen, als Mantra vor sich hinzusummen, sich mit den hohen Energiefrequenzen zu verbinden, und wer gerade leidet, mache irgendetwas “falsch”. Der sei noch unbewusst, hat es noch nicht begriffen.
Tatsächlich ist es meiner Ansicht nach eher so, dass der, der in seinem Prozess nicht mit seinen schmerzvollsten Themen konfrontiert wird, Traumata durchwandert und an seine Grenzen stößt, ihnen bisher einfach noch nicht begegnet ist. Denn es geht darum, Licht ins Dunkel zu bringen und jeder, ausnahmslos jeder von uns, hat in sich dunkle Orte und Energien, Traumata, die sich hinter unseren negativen Glaubenssätzen verbergen und uns in der Vergangenheit zu groß waren. Wenn es beispielsweise um das Thema eines mangelnden Selbstwertes geht, ist es nicht einzig damit getan “ich bin wertvoll” zu affirmieren. Umwandlung der energetischen Abdrücke bedeutet in dem Zusammenhang, die Wertlosigkeit zu fühlen, sich ganz und gar von ihr durchdringen zu lassen. Licht dahinein zu bringen heißt, an diese Orte zu gehen, sich in das Gefühl reinzulegen, es in jeder Zelle wahrzunehmen und zu durchwandern. Während dieser Momente intensiven Heilens ist keine Liebe zu spüren und scheinbar kein Licht in Sicht. Es ist dunkel, kalt und schmerzhaft und die Verzweiflung scheint schier aussichtslos; wir bitten, ja flehen um Licht, weil wir es außerhalb von uns wähnen, weil wir vergessen, wer wir sind. Das Geheimnis ist hier, dass Du in dem Moment das Licht bist.
Das bedeutet, wenn du mit deinem ganzen Bewusstsein an diese Orte gehst, machst du dadurch darin Licht. Da es um dich herum dunkel ist und du das Licht in die Dunkelheit wirfst und dich mit ihr verbindest, siehst und spürst du es in diesem Moment nicht. Genau hier, in diesen zermürbenden Phasen und Zuständen findet Transformation statt. Was gehen soll, will und muss durchfühlt werden, damit es gehen kann.
Es geht hierbei auch nicht nur darum, Altes loszulassen, sondern auch darum, verborgenes Licht freizuschalten.
Verdrängte Traumata und Gefühle kann man sich als Energieknoten vorstellen, die in uns gespeichert werden und jeder von ihnen hat im Kern ein Stück Lebensenergie eingekapselt. Etwas von dir, das du nicht sein durftest - sei es in der Kindheit oder in vergangenen Leben. Hierin befinden sich also Fähigkeiten und Talente, die wir zum Schutz unseres Lebens verstecken mussten. Je tiefer die Schichten werden, in die wir in unserem Prozess kommen, desto mehr dieser Knoten zeigen sich und es wird einerseits leichter sie zu lösen, weil wir immer mehr erkennen, worum es geht und andererseits auch schwieriger, weil sie aus den tieferen Schichten des Nervensystems kommen. Manchmal muss man dann mit dem Körper arbeiten und er wird dir zeigen, wie der Schmerz sich ausdrücken will, beispielsweise mit einer starken Anspannung der Muskulatur. An einem gewissen Punkt wirst du spüren, dass es innerlich still wird. Als stündest du im Auge des Orkans - und genau da findet die Veränderung im Nervensystem statt und Dunkles kann losgelassen und Lichtes befreit werden. Verweile dort, bis du spürst, dass sich die Körperspannung von selbst langsam löst und sich die Liebe ausbreitet.
In diesem Prozess des Sichtbarmachens hilft es, sich zu erinnern und bewusst zu werden, dass wir nicht der Schmerz sind, sondern ihn zulassen und mit ihm interagieren, auch wenn er uns komplett ausfüllt. Wenn wir hier zum Beispiel mit dem inneren Kind arbeiten und aktiv Liebe und Mitgefühl aktivieren, brechen wir die Frequenzen aus dem Inneren heraus auf, ohne dass wir das schmerzhafte Gefühl verdrängen. Dazu ändern wir die Perspektive während wir die Dunkelheit fühlen und schauen als liebende Präsenz auf diesen inneren Anteil, der gerade so tief verzweifelt. Wir stellen ihn uns als Kind vor, mit dem wir Mitgefühl empfinden, während wir es gleichzeitig fühlen. Alternativ kann auch die Sicht des höheren Selbstes oder der Seele eingenommen werden, von der wir wissen, dass sie nichts als Mitgefühl und bedingungslose Liebe für uns empfindet, egal was wir tun. Mit diesem Bewusstsein und viel Mut, dich deiner eigenen Dunkelheit zu stellen, um darin selbst zu erkennen, dass du die Liebe bist, wirst du auch immer mehr Liebe empfinden.
“Es gab vielerlei Gefühle, scheinbar, aber im Grunde waren sie eins. Man kann alles Gefühl Willen nennen, oder wie immer. Ich nenne es Liebe. Glück ist Liebe, nicht anderes. Wer lieben kann, ist glücklich. Jede Bewegung unserer Seele, in der sie sich selber empfindet und ihr Leben spürt, ist Liebe.” -Hermann Hesse
Also ja, es stimmt, wir sind in unserer Essens Liebe. Aber es bedeutet mit Nichten, dass sich das auch so anfühlt während des Wachstums und der Heilungsphase. Wenn wir ein falsches Idealbild von diesem Prozess haben und uns dann, wenn die Schmerzen sich zeigen - und sie werden sich zeigen - noch dafür kritisieren, dass wir etwas falsch machen und uns mit anderen vergleichen, denen es anscheinend immer nur gut geht, wird die Verzweiflung nur umso größer. Sei dir bewusst, dass es, egal wie schmerzhaft es gerade ist, genau richtig ist, wo du dich befindest. Denn da wird das Licht gebraucht und Du bist das Licht. Du bist die Liebe. Du bist die Heilung. Deshalb musst du den Schmerz auch berühren.
Ich wünsche dir viel Kraft für deine inneren Prozesse und dass du dich vor allem in den dunklen Momenten an dein Licht, deine Essenz erinnern kannst. Wenn du Fragen hast oder deine Erfahrungen teilen möchtest, hinterlasse gerne einen Kommentar; und wenn du mich unterstützen möchtest, kannst du das hier tun. Herzlichen Dank. Alles Liebe, Anna