Unser primäres Kommunikationsmittel ist das Wort. Es ist unsere Möglichkeit gedankliche Konzepte und Ideen sowie unsere Wünsche und Gefühle zu verbalisieren. Hin und wieder aber fällt uns auf, dass die Worte einiger Menschen in uns etwas berühren, sie erreichen uns auf einer anderen Ebene, irgendwie körperlich. Sie sind spürbar. Warum ist das so und wie können wir das selbst erlernen?

Im digitalen Zeitalter geht es hauptsächlich um Information. Wir sind überall vernetzt, kommunizieren rund um die Welt und rund um die Uhr. Wir werden unentwegt berieselt mit Text und Bild, treffen ständig auf Menschen, jagen von Termin zu Termin, gehen nachmittags ins Café und abends vielleicht noch an die Bar. Dazwischen halten wir Smalltalk mit den Kollegen, sprechen mit Kunden und wenn wir zu Hause sind, sitzen wir in der Regel wieder vor Bildschirmen. Wir kommunizieren so viel, wie noch nie und auch so oberflächlich, wie noch nie- Wir reden und reden ohne dabei etwas zu sagen. Worte werden zu Worthülsen und leeren Floskeln, wenn sie rein aus Anstand und Höflichkeit inflationär benutzt werden. Wann ist es noch wirklich ernst gemeint, wenn wir fragen, wie es jemandem geht, wir bitte oder danke sagen? - es gehört sich einfach. Vielen fällt gar nicht wirklich auf, dass wir einen Aspekt unserer Sprache fast völlig aus den Augen verlieren: das Gefühl. Viel mehr noch benutzen wir, oft unbewusst, die Dauerberieselung als Ablenkung von unseren Gefühlen.
Uns ist gar nicht recht klar, dass das Gefühl einen sehr großen Teil unserer Sprache ausmacht. Die Sprache der Gefühle ist nämlich universell. Das bedeutet, wenn ich in einem anderen Land bin, dessen Sprache ich nicht beherrsche, weiß ich dennoch sofort, wenn jemand weint, dass es ihm nicht gut geht. Derjenige muss auch nicht einmal weinen, wir sehen es am Gesichtsausdruck, seiner Körpersprache und darüber hinaus spüren wir es. Wir bekommen selbst Gefühlsregungen und können demjenigen tatsächlich -auch ganz ohne Worte- antworten; durch Blicke, Gesten oder mit einem Lächeln. Ebenso verhält es sich bei Kindern oder Tieren, die der Worte nicht mächtig sind. Wir sind in der Lage zu erkennen, wie es dem anderen geht und etwas in uns weiß, wie wir darauf reagieren können, ohne dass wir es in Worte kleiden müssen. Zum Beispiel bekommen wir das Bedürfnis jemanden in die Arme zu schließen, ihm Halt und Schutz zu bieten oder uns tollpatschig zu verhalten, um ihn zum Lächeln zu bringen. In diesen Momenten spüren wir unsere eigentliche Verbindung, wir sehen einander wirklich - und zwar im unverfälschten Gefühl im Hier und Jetzt. Es findet ein Austausch von Herz zu Herz statt und dieser ist sogar sehr viel aussagekräftiger, weil direkter und ehrlicher, als das gemeinsame Erörtern und Analysieren von gedanklichen Konstrukten, unseren sogenannten Problemen. Kinder leben noch in der Welt der gesprochenen Gefühle, in der Verbindung mit sich und der Umgebung, aber je älter wir werden, desto rationaler und unbewusster werden wir und verlieren diesen Zugang zur Welt. Glücklicherweise können wir jederzeit wieder dahin zurückkehren und dazu ist es notwendig, sich einmal in Erinnerung zu rufen, wozu wir mit unseren Worten und Gedanken fähig sind.
In den letzten Jahren fand viel Bewusstseinsarbeit und auch dahingehende Forschung statt. Wer mit der Arbeit von Dr. Joe Dispenza vertraut ist, weiß, wie viel Macht hinter unseren Worten und Gedanken steckt, und dass sie direkten Einfluss auf unseren Körper und unser Immunsystem haben.
Dass wir wortwörtlich unsere Realität und uns selbst erschaffen, dadurch was und wie wir denken, beschrieb James Allen bereits vor über 100 Jahren in seinem Buch As a man Thinketh - Wie der Mensch im Herzen denkt so ist er.
«Der Mensch wird Erhoben und zu Grunde gerichtet, durch sich selbst; im Arsenal seiner Gedanken schmiedet er Waffen, mit denen er sich selbst zerstört; ebenso fertigt er die Werkzeuge, mit denen er sich himmlische Gebäude der Freude, der Kraft und des Friedens errichtet.»
-James Allen
Die Auswirkungen unserer Gedanken auf den Körper und unser Befinden, können wir auch ganz schnell selbst testen, indem wir beobachten, wie wir uns fühlen, wenn wir 15 - 20 Mal hintereinander denken oder sagen: Ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich kann das nicht… und daraufhin ebenso oft denken oder sagen: Ich kann das, ich kann das, ich kann das,… . - Spürst du den Unterschied?
Um die wahre Macht unserer Worte und Gedanken zu entfalten, müssen wir nicht nur bewusst denken, sondern das Gedachte und Gesprochene zudem mit unserem Gefühl verbinden. Das bedeutet, dass wir meinen, was wir sagen und denken. Die Einheit, die Synchronizität von Wort, Gefühl, Körpersprache und Handlung nennen wir Authentizität, durch die wir wieder mit der Umwelt in Kontakt kommen und spürbar werden.
Ständige Reizüberflutung, verdrängte Gefühle, Grübeleien und der Wunsch anderen gefallen zu wollen, schneiden uns hingegen von unseren Gefühlen ab und lassen uns dadurch asynchron laufen, was auf Dauer tatsächlich Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Um authentisch zu werden und uns mit dem Gefühl zu verbinden, müssen wir den Mut haben, wieder zu fühlen. Nur, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind und uns selbst berühren können, können wir auch andere berühren.
Eine wunderbare Übung um zu lernen, näher an unser eigentliches Kommunikationspotential und unsere Schöpferkraft zu gelangen, ist, zu versuchen einmal etwas ohne Worte zu sagen. Sei es zunächst zu sich selbst, dem Haustier oder dem Universum. Erst, wenn Worte keine Option mehr sind, schalten wir bewusst um und versuchen die Gefühle zu erzeugen, die wir ausdrücken möchten. Um beim obigen Beispiel zu bleiben, können wir einmal versuchen "Ich kann das” ohne Gedanken zu sagen. Da wir zuvor erfühlt haben, wo wir diesen Satz als Affirmation im Körper spüren, haben wir einen Anhaltspunkt, wie es sich anfühlt, auch wenn die Worte fehlen. Dieses Grundprinzip kann nun ausgebaut werden und wir können im Alltag üben, uns immer wieder zu verbinden und über unser Herz zu kommunizieren. Die Wiederverbindung mit unseren Gefühlen und das Bewusstsein darüber, dass sie kommunizieren, lässt uns auch aufmerksamer darüber werden, was uns unsere Gefühle eigentlich sagen wollen. Gleichzeitig werden wir gewahr, wie wir bisher mit uns selbst und anderen umgegangen sind. Häufig sprechen wir in Gedanken nämlich gar nicht so freundlich mit uns. Nun aber haben wir die Wahl und können uns selbst, unserem Körper und auch unseren Gedanken bewusst liebevoll begegnen. Wann hast du dir das letzte Mal gesagt, dass du das gut machst, dass du stolz auf dich bist oder dich bei deinem Körper bedankt - und das auch so gemeint und gefühlt? Probiere es gerne mal aus!
Wenn wir jemand anderen berühren wollen, können wir uns vorstellen, dass das, was wir sagen, physisch bei ihm ankommt und vor allem, wie. Ob wir ihm eine Grenze aufzeigen wollen oder ihn zart berühren, vielleicht streicheln oder umarmen möchten. Dafür holen wir auch im Gefühl her, was wir eigentlich sagen wollen; Wie fühlt es sich an, wenn wir jemanden lieb haben oder jemandem danken wollen? Wie kann ich im Gefühl ausdrücken, dass es mich wirklich interessiert, wie es dem anderen geht? - und füllen so unsere Worte mit Liebe. Denn das passiert tatsächlich. Es ist spürbar, dass die Worte irgendwie voller und etwas schwerer sowie die Sprache etwas langsamer werden, wenn sie durch das Gefühl aufgeladen wurden. Im Gegensatz dazu spüren wir eben genauso, wenn Worte “leer” sind.
Unsere Energie senden wir ausnahmslos immer in unsere Umgebung und berühren die Energiefelder und physischen Körper anderer, aber eben in der Regel unbewusst und diffus. Durch die Realisierung, dass unsere Gedanken und Worte direkte Auswirkungen auf uns und unsere Umgebung haben, können wir sie bewusst einsetzen und Wirkungen erzielen. Dadurch erkennen und erfühlen wir immer deutlicher, wer es mit uns ernst meint und darüber hinaus entdecken wir die heilsamen Fähigkeiten, die in jedem von uns stecken, wenn wir die Magie unserer Sprache authentisch und in Liebe einsetzen.
«Jedenfalls: das Innerste in uns begehrt Glück, begehrt einen wohltuenden Zusammenklang mit dem, was außer uns ist. Dieser Klang wird gestört, sobald unser Verhältnis zu irgendeinem Ding ein anderes ist als Liebe.»
-Hermann Hesse
Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren und Verbinden! Wenn du magst, schreibe doch gern deine Erfahrungen, die du bei den Übungen gemacht hast, in die Kommentare.
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