Alle Anteile müssen mit
Integrationsarbeit im Heilungs- und Aufstiegsprozess am Beispiel Trauer.
Vorgestern bekam ich unter einem Video einen Kommentar mit der freundlichen Aufforderung, mich doch mal weniger um YouTube und dafür mehr um meinen Hund und die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern. Den Kommentar las ich, nachdem ich zunächst mit meinem geliebten Sam im Gehölz war und daraufhin mehrere Stunden Energie-, Trauma- und Trauerarbeit gemacht habe. Welch Ironie…
Die Heilungsarbeit, die viele Seelen derzeit leisten, um sich und das Kollektiv in eine andere Bewusstseinsebene zu führen, ist für nicht wenige von ihnen das Wichtigste und auch nicht selten der Grund, warum sie überhaupt inkarniert sind. Was mich persönlich betrifft: Ich kann gar nicht anders, als mich um das «Wesentliche» zu kümmern, da es sich mir förmlich aufdrängt. Mit dem «Wesentlichen» meine ich den Heilungsprozess zu gehen und in meinen Untiefen Licht zu machen und alles zu integrieren, was noch nicht bewusst geworden ist.
Wir haben alle mehrere oder sogar viele unterschiedliche Anteile in uns. Manche nennen sie innere Kinder, andere Archetypen, wiederum andere nennen sie Schatten oder gar Dämonen. Im Bewusstwerdungsprozess können diese nicht übergangen werden. Die Anteile, die uns am meisten Schmerzen bereiten, die, die wir am liebsten umgehen würden und eine Abkürzung in höhere Bewusstseinsebenen nehmen wollten, sind mindestens genauso wichtig, wie die Anteile in uns, die uns Kraft geben, wie der innere Heiler, der Magier, die Weise oder die Narren. Viel mehr noch steckt in ihnen die alchemistische Kraft und nur durch die Integration dieser «Schatten» erfahren wir die eigenen Fähigkeiten des Heilens und der Magie.
Sicher, auch ich wünsche mir von Zeit zu Zeit, dass dieser Prozess doch einfacher, kürzer und-oder weniger schmerzhaft sein könnte. Doch zwischen diesen tiefdunklen Phasen spüre ich, wie sehr mich diese Arbeit insgesamt anhebt und dies gibt mir Kraft und Hoffnung sowie Bestätigung dafür, dass der Weg sich lohnt und meine Seele genau weiß, wie viel Heilung diese Arbeit auch für andere bereithält. Mit jedem Mal, wird es tatsächlich auch einfacher, die inneren Räume zu betreten, da ich weiß, was mich erwartet und die Wucht an Schmerz, gerade in den Trauerräumen, wird von Mal zu Mal erträglicher und überschaubarer. Es zieht immer mehr Liebe und Verbundenheit ein.
Wenn ich anfangs diese Schmerzen berührte, waren sie größer als ich und mein Körper eskalierte regelrecht, um diesen Energien Ausdruck zu verleihen. Die Verbundenheit, die mein «spirituelles Ich» oder mein innerer Heiler bereits zu den geliebten Verstorbenen in Liebe fühlen können, ist noch nicht in allen Anteilen gleichermaßen angekommen. Und darum geht dieser Text.
Unterschiedliche Bewusstseinszustände in einer Person
Mein Alltags-Ich ist in großen Teilen verbunden. Und dies ist die Phase, in der man meinen könnte, alles sei gut. Man sei «drüber hinweg». Es ist wieder möglich, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, ich kann wieder lachen und falle nicht mehr regelmäßig auseinander. Und doch kann ich nach wie vor die Räume der Trauer in mir betreten und genau das tue ich ganz bewusst, um die Schmerzen aufzulösen und noch mehr zusammenzuwachsen. Für einige mag das vielleicht verrückt klingen. :-) Das ist okay, es liegt mir fern, normal zu sein. Fakt ist, dass wenn ich die entsprechenden Räume betrete, mir deutlich auffällt, dass diese noch nicht den Bewusstseinszustand erreicht haben, der einigen bewussteren oder älteren Anteilen innewohnt.
Der Einfachheit halber werde ich mich hier auf drei innere Gruppen beschränken: Die Erwachsenen, die «Mittleren», also Teenager-Anteile und die «Kleine(n)».
Die Erwachsene in mir ist ganz gut davor. Sie erinnert sich oft, dass wir verbunden sind und spürt die Entspannung und die Liebe zwischen den – auf dieser materiellen Ebene – verlorenen Seelen. Aber auch sie trägt noch Schmerz in sich. In bestimmten Räumen, vor allem bei Liedern, die Erinnerungen wecken, schmerzt es, dass so vieles nicht mehr möglich ist. Es brennt in mir bei dem Gedanken, dass ich nie wieder zu ihnen ins Auto steigen werde und in den Momenten einfach alles gut ist. So wie früher. Die Welt drehte sich dann plötzlich langsamer und alle Sorgen flogen davon, sobald wir beisammen waren. Das ist ein Gewahrwerden, das mich nach wie vor manchmal schmerzlich trifft.
Aber das ist nicht alles. Das ist nicht die ganze Anna. Da ist noch die Mittlere. Die ist wütend und rebelliert. Wie gesagt, nicht in dem Maße wie früher, aber sie ist noch da. Sie ist wütend, allein gelassen worden zu sein. Wütend auf das Universum, wütend auf dieses blöde Wachstum und auf den Plan, den sich unsere Seele gemacht hat! Wütend, dass man überhaupt auf so einem blöden Planeten inkarniert und die Erfahrung von Verlust machen muss! Was für eine dumme Idee!
Sie ist noch nicht in Gänze mit dem Ich verbunden, das bereits Frieden geschlossen hat, das dankbar sieht und begreift. Das Ich, das weiß. Und das ist okay. Die Wut darf so lange da sein, bis ich dem Anteil in mir all die Liebe und Aufmerksamkeit gegeben habe, die er braucht und bis wir alle unfriedlichen Energien durchlebt und losgelassen haben. Ich bin ihr dankbar, dass sie ihr Feuer in die körperlichen Loslassprozesse gibt, um die Energien durchzuleiten. Sie ist tief mit mir durch Mitgefühl verbunden und arbeitet in der vermeintlichen Trennung somit für uns. In ihren Räumen bleibe ich so lange, bis Entspannung eintritt.
Darunter ist auch noch die Kleine. Als ich sie adressierte, das kleine Mädchen in mir, spürte ich, wie sehr sich sofort meine Gesamtenergie änderte. Ich sank auf die Knie, fing augenblicklich an zu wimmern und aus tiefen körperlichen Ebenen zu schluchzen. Die Kleine, die nicht nur ihren allerallerbesten Freund sondern kurz darauf ihren Papa verloren hat. Es zeigten sich Gefühle von Hilflosigkeit und Überforderung, Kälte und Einsamkeit.
Dies beobachtend und haltend begleitend, ging mir tief ans Herz. Und ich spürte, wie es sich noch weiter öffnete und ganz viel Mitgefühl, Liebe und Geduld zu ihr floss. Sie muss gar nichts. Sie hat alle Zeit der Welt, um durch meine Liebe zu ihr zu wachsen und zu heilen. Ich werde sie halten und sie lieben, solange sie es braucht. Bis sie sich wieder sicher fühlt. Bis sie die Verbindung spürt. Ich werde mich so lange halten und lieben, bis ich heil bin.
So viele Jahre meines Lebens, habe ich sie von mir abgetrennt, sie nicht beachtet und es berührt mich unendlich, dass die Verbindung zu ihr oder zu ihnen mittlerweile so gut ist, dass sie sich mir so zeigt. Das hat viel Vorbereitung, viel Annäherung gebraucht und ich sehe die enormen Fortschritte. Ihren Mut und ihr Vertrauen.
Für einige mag es von Außen vielleicht so aussehen, als würde das ein Festhalten an dem Verlust sein, aber innerlich spüre ich die großen Heilungsschritte. Die stetige Vorwärtsbewegung in Richtung Einheit und Frieden. Denn nach jedem Besuch dieser Räume fühle ich mich insgesamt ganzer, größer, ruhiger und gestärkt.
Kein Anteil wird zurückgelassen. Und Heilung ist kein Wettrennen. Das, was in den Räumen passiert, passiert auf körperlicher und emotionaler Ebene. Ich gebe dem lediglich den Raum in Stille und halte ihn.
Eines Tages wird es vielleicht so weit sein, dass ich nicht mehr in verschiedene Bewusstseinsebenen aufgeteilt bin. Vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht. Aber wir haben die Fähigkeit, die unterschiedlichen Perspektiven einzunehmen und gezielt zu fragen und zu erfühlen beziehungsweise zu erfahren, wie es in uns aussieht. Und diese Gespaltenheit, dieses Zerteiltsein in unterschiedliche Bewusstseinsaspekte ist etwas, das mich als Grenzgänger schon immer begleitet hat. Nur waren die Anteile früher wenig kooperativ und haben gegeneinander agiert. Jetzt agieren wir miteinander und spüren die Ebenen auf, die sich noch alleine wähnen.
Diesen Weg gehe ich weiter. Bis die Kleinen in mir voller Vertrauen und Lebenslust sind. Bis ich die Spaltung überwunden habe. Bis alles in Liebe und Wissen integriert ist. Bis ich ganz bin. Und die Kleine den Laden hier übernimmt. Und ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr wir uns darauf freuen. :-) ♥
Und wenn wir ehrlich sind, war sie irgendwie schon immer die, die am meisten kapiert hat. Denn sie ist das wichtigste, das es für mich gibt. Egal, wer das versteht oder nicht.
In Liebe
Anna
Immer wieder aufs Neue bin ich tief berührt von deinen Worten. Ich verstehe dich sehr gut u umarme dich aus der Ferne.
P.S.: kennst du Maike Maja Nowak? Ich gucke seit Tagen alle verfügbaren Videos…🦮